Thüga Strategie-Review: Exzellenz im Kerngeschäft und Zusammenarbeit im Fokus.

  • Gesamt-Profit-Pool der deutschen leitungsgebundenen Energiewirtschaft rückläufig

  • Wertschöpfungsstufen unterschiedlich stark betroffen

  • Thüga-Gruppe in Summe gut aufgestellt

  • Thüga passt Beratungs- und Unterstützungsangebot auf sich verändernde Marktlage an

Liberalisierung, Regulierung, Dekarbonisierung und Digitalisierung – das sind die wesentlichen Treiber für den Strukturwandel in der Energiebranche. Welche Auswirkungen haben diese Entwicklungen auf Stadtwerke in Deutschland? Welche Handlungsfelder ergeben sich daraus für die Thüga und ihre Partnerunternehmen? Das hat die Thüga mit 50 Experten aus der Thüga-Gruppe und A.T. Kearney im vergangenen Jahr analysiert. Thüga rechnet grundsätzlich mit einem Rückgang des Gesamt-Profit-Pools der Energie- und Wasserversorgungsunternehmen in Deutschland von 19,8 Milliarden Euro im Jahr 2011 auf 15,6 Milliarden Euro bis 2024. “Die Thüga-Gruppe hat den Vorteil, dass ihr Schwerpunkt vor allem im Netz- und Vertriebsgeschäft liegt. Insofern sind wir von den wirtschaftlichen Einbrüchen in der konventionellen Erzeugung und im Handel weniger stark betroffen“, erklärt Michael Riechel, Vorsitzender des Vorstands der Thüga Aktiengesellschaft. Bei der Analyse haben die Experten das operative Ergebnis (EBIT = Gewinn vor Zinsen und Steuern) aller Branchenakteure über alle Wertschöpfungsstufen für das Ausgangsjahr 2011 ermittelt und unter Berücksichtigung der Marktentwicklung das Ergebnis für das Jahr 2024 abgeschätzt.

Wertschöpfungsstufen unterschiedlich stark betroffen

„Die Auswirkungen auf die einzelnen Wertschöpfungsstufen sind sehr unterschiedlich“, fasst Riechel zusammen. So wird sich der EBIT der zentralen Erzeugung von acht Milliarden Euro im Jahr 2011 auf 3,8 Milliarden Euro in 2024 halbieren1. Bei der dezentralen Erzeugung wird hingegen mit einem Anstieg von 1,9 auf 4,9 Milliarden Euro im Jahr 2024 gerechnet. Wachstumstreiber ist vor allem die Stromerzeugung aus Sonne und Wind. Von dieser Entwicklung profitieren die Energieversorger jedoch nur bedingt, da viele Anlagen in den Händen privater Investoren liegen. Im Handelsbereich steigen zwar die Transaktionen aufgrund des Ausbaus der wetterabhängigen und somit schwankenden Erzeugungsquellen, allerdings mit vergleichsweise geringen Mengen und auch Margen. Die Entwicklung des EBIT bei den zentralen Speichern ist ebenfalls rückläufig. Die Bedeutung von dezentralen Speichern zum Ausgleich zwischen den Phasen mit hohem, über der Nachfrage liegendem Stromangebot und denen der ‚Dunkelflaute‘ ist dennoch unbestritten. Die Prognose für das operative Ergebnis des Netzgeschäfts fällt grundsätzlich mit einem Rückgang von vier Prozent relativ stabil aus. Hier sind allerdings die Erträge der überregionalen Transportnetze enthalten, die einer deutlich investitionsfreundlicheren Regulierung unterliegen. „Ob die Verteilnetzbetreiber ihre Ergebnisse trotz großer Kraftanstrengung und laufender Optimierungen überhaupt stabil halten können, ist ungewiss“, so Riechel. Im Vertriebsgeschäft geht der EBIT in Höhe von rund zwei Milliarden Euro des Jahres 2011 um circa 25 Prozent zurück. „Wir gehen davon aus, dass der Kostendruck im Vertrieb anhält und durch neue Marktteilnehmer aus anderen Branchen eher noch verschärft wird“, fasst Riechel zusammen.

1 Aus Gründen der Untersuchungsmethodik wurde die Offshore-Windkraft diesem Bereich zugerechnet. Würde man die Offshore-Windkraft aus der zentralen Erzeugung herausrechnen, dann würde der Profit-Pool-Rückgang für die verbleibenden konventionellen Anlagen, im Wesentlichen Kernkraft, Braun- und Steinkohle sowie Gas, noch deutlicher erfolgen.

Fundamentalentwicklungen stellen Stadtwerke vor große Herausforderungen

Die Ergebnisse des Strategie-Review zeigen, dass die vier großen Treiber sich auf alle Wertschöpfungsstufen und auf die bestehenden, traditionellen Geschäfts- und Organisationsmodelle der Stadtwerke in Deutschland auswirken. Diese fundamentalen Marktentwicklungen stellen Unternehmen – insbesondere kleine und mittelgroße – vor größere Herausforderungen. „Die Frage ist, kann ein einzelnes Stadtwerk all diese Herausforderungen allein bewältigen? In der Thüga-Gruppe verfügen wir über eine gute Ausgangsposition. Durch Zusammenarbeit schaffen wir bereits heute einen Mehrwert. Dies wollen wir weiter ausbauen und intensivieren“, so Riechel.

Exzellenz im Kerngeschäft und Zusammenarbeit stehen im Fokus der Thüga-Partner

Im Rahmen des Strategie-Review haben die involvierten Unternehmen der Thüga-Gruppe untersucht, wie sie ihre Wettbewerbs- und damit Zukunftsfähigkeit ausbauen können. „Schuster bleib bei deinen Leisten, sprich Konzentration auf das Kerngeschäft, ist ein zentrales Arbeitsergebnis. Das heißt aber nicht ‚weiter so‘, sondern kontinuierliche Verbesserung“, resümiert Riechel. „Exzellenz im Kerngeschäft“ bedeutet Sicherung, Optimierung und Weiterentwicklung beim Netz- und Vertriebsgeschäft sowie bei der Erzeugung und im Handel. Das erfordert vor allem eine Kosten- und Prozessoptimierung und eine noch stärkere Ausrichtung auf die Kunden. Wichtig sind zudem eine laufende Weiterentwicklung der Kompetenzen und der Aufbau neuer profitabler Geschäftsfelder. Dazu wollen die Unternehmen der Thüga-Gruppe ihre Zusammenarbeit noch verstärken, um Skaleneffekte und Kostenvorteile zu erzielen. Beides spielt auch bei der Entwicklung von Digitalisierungsstrategien eine wichtige Rolle.

Thüga passt Beratungs- und Unterstützungsangebot auf sich verändernde Marktlage an

Aufbauend auf der Stadtwerke-Strategie haben die Unternehmen einen klaren Auftrag an die Thüga formuliert, ihr Beratungsportfolio im Hinblick auf das Kerngeschäft auszubauen und Zusammenarbeitsplattformen weiter zu entwickeln. Thüga hat daraus drei Handlungsfelder für sich abgeleitet: Fokussierung auf die Beratung als Wertstellhebel bei der Entwicklung der Unternehmen, Justierung und stärkere Verzahnung ihrer sieben Servicegesellschaften und Plattformen sowie Wachstum auch durch Beteiligungen an Start-up Unternehmen zur Stärkung der Innovationskraft. In allen Handlungsfeldern sind Projekte entweder bereits abgeschlossen oder befinden sich in der Umsetzung: Das Projekt „Beratung“ stellt beispielsweise das bestehende Beratungsangebot der Thüga auf den Prüfstand, daraus hat sich schon ein neues IT-Leistungsportfolio ergeben. „Mit der geplanten Einführung von intelligenten Messsystemen steigen die Anforderungen an die Unternehmen nochmals. Wir sehen kaum eine Chance, dass sich Stadtwerke hier in einer ‚stand-alone‘-Position behaupten. Thüga hat mit rund sieben Millionen Zählern das deutschlandweit größte Bündelungspotential“, stellt Riechel fest. Damit den Partnern der Thüga auch künftig ein wirtschaftlicher Messstellenbetrieb sicher ist, haben Conergos, E-MAKS und Thüga MeteringService gemeinsam ein Lösungspaket geschnürt. Außerdem hat sich die Thüga Anfang des Jahres am Start-up eness GmbH beteiligt, das über Stadtwerke Photovoltaikanlagen mit Speicher an Endkunden vertreibt. „Die Unternehmen der Thüga-Gruppe sind in Summe gut aufgestellt. Das zeigen auch die Geschäftszahlen 2015. Dennoch werden wir den Thüga-Verbund und die Thüga kontinuierlich weiter entwickeln und uns immer wieder an den Herausforderungen des Marktes ausrichten“, stellt Riechel klar.